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Im Interview erzählt Herr B. seine Lebensgeschichte, beginnend mit seiner Geburt 1939 in Erfurt, Thüringen. Er beschreibt seine Schulzeit, die von politischen Anforderungen geprägt war. Herr B. war gleichzeitig Mitglied in der Jungen Gemeinde und bei den Jungpionieren. Das führte zu inneren Konflikten, da er sich zwischen den Erwartungen der Gesellschaft und seinen eigenen Überzeugungen hin- und hergerissen fühlte. Nach dem Abitur 1957 entschloss er sich zur Flucht aus der DDR, nachdem er an mehreren Universitäten abgelehnt worden war und keine Aussicht auf einen Studienplatz bestand.

Die Flucht selbst geschah zusammen mit einem Klassenkameraden, dessen Vater einen Wartburg besaß, mit dem sie zunächst nach Ost-Berlin fuhren. In West-Berlin wurden sie im Notaufnahmelager Marienfelde untergebracht. Herr B. schildert seine Erfahrungen im Lager, darunter die Enge und die Befragungen durch amerikanische und andere alliierte Kräfte. Diese Befragungen empfand er als lästig, da sich die Fragen wiederholten. Trotz der schwierigen Umstände versuchte er, sich an die neue Umgebung anzupassen.

Nach seiner Zeit im Notaufnahmelager wurde Herr B. ins Jugendlager Sandbostel weitergeleitet, wo er auf eine Unterkunft und Arbeit wartete. Schließlich fand er eine Anstellung in Wil-helmshaven und begann, sich in der neuen Gesellschaft zu integrieren. Herr B. beschreibt, wie er seine Schulbildung in der Bundesrepublik nachholen musste, was ihm jedoch auch neue Möglichkeiten eröffnete. Er studierte in Frankfurt am Main, baute sich im Laufe der Jahre eine Karriere auf und wurde Partner in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Er spricht über seine Erfahrungen im Berufsleben und die Herausforderungen, die er als DDR-Flüchtling in der neuen Gesellschaft bewältigen musste. Herr B. betont, dass die Flucht für ihn sowohl eine Befreiung als auch ein Abenteuer war, da sie ihm die Möglichkeit gab, sich von den Einschränkungen der DDR zu lösen. Dennoch blieb er mit seiner Vergangenheit verbunden und reflektierte über die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland.

Abschließend äußert Herr B. seine Gedanken zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990. Er beschreibt die Ereignisse als unerwartet und beeindruckend, sieht jedoch auch die Herausforderungen, die mit den schnellen Veränderungen einhergingen. Herr B. kritisiert, wie westdeutsche Firmen mit den Menschen in der ehemaligen DDR umgingen und betont, dass die Unterschiede zwischen Ost und West weiterhin bestehen. Er hofft, dass zukünftige Generationen diese Gräben überwinden können, um ein einheitlicheres Deutschland zu schaffen.

Zum Zeitpunkt des Interviews wohnt Herr B. in einer Kleinstadt in Hessen.
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