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ZZ-0097
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Thomas D., geboren 1963 in West-Berlin, erzählt von seiner Kindheit und Jugend in verschiedenen Stadtteilen. 1982 machte er Abitur. Nach einem Studium an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege begann er 1984 im Notaufnahmelager Marienfelde zu arbeiten. Dort war er zunächst für die Bearbeitung von Anträgen nach dem Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz zuständig. Er hatte verschiedene Positionen inne, bis er 2003 die Verantwortung für Klagen vor dem Sozialgericht übernahm.

Die Arbeit im Notaufnahmelager war laut Thomas D. von einer Vielzahl an Herausforderun-gen geprägt war. Er beschreibt, wie er und seine Kolleginnen und Kollegen mit den unterschiedlichen Schicksalen der Geflüchteten umgingen. Besonders die Geschichten der Menschen, die aus der DDR geflohen waren, hinterließen einen bleibenden Eindruck bei ihm. Die Bearbeitung der Anträge erforderte nicht nur juristisches Wissen, sondern auch Empathie, um die komplexen Lebensumstände der Antragstellerinnen und Antragsteller zu verstehen und angemessen reagieren zu können.

Der Fall der Mauer 1989 brachte eine massive Zunahme an Geflüchteten aus der DDR, was die Arbeitsbelastung im Lager erheblich steigerte. Thomas D. schildert, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Marienfelde auf die neuen Herausforderungen reagierten. Sie mussten sich unter anderem mit den sich durch die politischen Veränderungen ständig ändernden rechtlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzen.

Nach dem 30. Juni 1990, als das Bundesnotaufnahmeverfahren eingestellt wurde, verlagerten sich die Aufgaben von Thomas D. und seinen Kolleginnen und Kollegen. Die Bearbeitung von Widersprüchen und die Zuständigkeit für Klagen vor dem Sozialgericht rückten in den Vordergrund. Thomas D. betont, dass die Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Institutionen entscheidend war, um die Anliegen der Antragstellerinnen und Antragsteller erfolgreich zu bearbeiten.

Abschließend reflektiert Thomas D. über die Veränderungen in seiner beruflichen Laufbahn und die Entwicklung der Geflüchtetenpolitik in Deutschland. Er hebt hervor, dass die Arbeit im Notaufnahmelager und später im Widerspruchsbereich eine wertvolle Erfahrung für ihn war. Die Begegnungen mit den Menschen und deren Geschichten prägten nicht nur seine berufliche Identität, sondern auch sein persönliches Verständnis für die Komplexität von Migration und Integration in Deutschland.

Zum Zeitpunkt des Interviews wohnt Thomas D. in Berlin.
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