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ZZ-0136
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Im Interview erzählt Hildegard F. von ihrem Leben und ihrer Arbeit im Notaufnahmelager in Marienfelde. Geboren 1937 in Dortmund, wuchs sie während des Krieges auf und erlebte eine schwierige Kindheit, die durch ständige Umzüge und Schulunterbrechungen geprägt war. Ihre Jugend verbrachte sie bei den Pfadfindern, wo sie auch ihren späteren Mann kennenlernte. 1963 zog das Paar nach West-Berlin, was für F. eine bedeutende Veränderung darstellte: Sie lebte nun in einer geteilten Stadt, knüpfte aber auch erste Kontakte zu Menschen aus der DDR.

1971 begann F. ihre Tätigkeit bei der evangelischen Flüchtlingsseelsorge als Buchhalterin. Ihr Interesse an der Arbeit mit Geflüchteten führte dazu, dass sie bald die Geschäftsführung übernahm. In dieser Rolle koordinierte sie die verschiedenen Aktivitäten im Notaufnahmelager, darunter die Kleiderkammer und Sprachkurse. Sie beschreibt die Herausforderungen und die Notwendigkeit, finanzielle Mittel zu akquirieren, um die Arbeit zu unterstützen. Ihre Aufgabe war es, den Geflüchteten nicht nur materielle Hilfe zu leisten, sondern auch menschliche Unterstützung zu bieten.

F. hebt die Bedeutung der Kinderreisen in die Schweiz hervor, die sie organisierte, um den Kindern von Aussiedlerinnen und Aussiedlern die Möglichkeit zu geben, Deutsch zu lernen und sich in einem neuen Umfeld zurechtzufinden. Diese Reisen waren emotional belastend, sowohl für die Kinder als auch für sie selbst, da viele der Kinder aus schwierigen Verhältnissen kamen. Sie erinnert sich an die Freude der Kinder, die nach ihrer Rückkehr besser Deutsch sprachen, und an die herzlichen, tränenreichen Abschiede.

Nach 32 Jahren in der Flüchtlingsseelsorge zog sich F. 2002 zurück, was für sie eine schwierige Entscheidung war. Sie reflektiert über die Veränderungen in der Organisation und die Her-ausforderungen, die mit der Übernahme durch das Diakonische Werk verbunden waren.

Nach ihrem Rückzug aus der Flüchtlingsseelsorge engagierte sich F. weiterhin ehrenamtlich, unter anderem bei der Berliner Tafel. Sie beschreibt, wie sich die Situation für Geflüchtete nach dem Mauerfall veränderte und wie sie weiterhin mit Menschen aus dem Lager in Kontakt blieb. F. betont die Wichtigkeit der Unterstützung für die Geflüchtete und Asylsuchende, die heute in Berlin ankommen. Ihre Erfahrungen und die Erinnerungen an die Arbeit im Lager bleiben für sie von großer Bedeutung.

Zum Zeitpunkt des Interviews wohnt Hildegard F. in Berlin.
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