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Barbara Herden wuchs in einer kleinen Stadt nahe Dresden aufwuchs. Ihre Eltern hatten nach dem Krieg in Dresden gelebt, mussten jedoch aufgrund der Zerstörungen nach Großenhain ziehen. Ihr Vater fand dort eine Anstellung als Direktor einer Filiale der Notenbank. Die Familie lebte in einer geräumigen Wohnung, was zu dieser Zeit ein großer Luxus war. Nach ihrer Schulzeit studierte sie in Görlitz und arbeitete anschließend als Kinderkrankenschwester in Großenhain.

Nach ihrer Heirat zog sie mit ihren Eltern nach Dresden, da ihr Mann in Leipzig studierte, was zu einer längeren Trennung führte. Schließlich zog sie nach Ost-Berlin, wo sie sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden musste, auch nach der Trennung von ihrem damaligen Ehemann. Die kulturellen Unterschiede zwischen Sächsinnen und Sachsen und Berlininnen und Berlinern waren für sie herausfordernd.

Politisch war der Umzug nach Berlin ein großer Schritt, da sie in Ost-Berlin mit neuen Ideen und Menschen in Kontakt kam, die eine andere Sichtweise auf die Gesellschaft hatten. Diese Begegnungen, auch mit Menschen aus dem Westen, führten zu einem inneren Konflikt, da sie die politischen Unterschiede zwischen Ost und West zunehmend hinterfragte. Ihr Sohn stellte ebenfalls Fragen zur politischen Situation, was sie dazu brachte, über eine Ausreise nachzudenken. Nach Ablehnung der Ausreise 1976/77 entschloss sie sich schließlich, mit ihrem neunjährigen Sohn zu fliehen.

Die Flucht war ein riskantes Unterfangen, das sie mit ihrem damaligen Partner, einem West-Berliner aus der Türkei, plante. Nach mehreren gescheiterten Versuchen gelang es ihrem Freund schließlich, Barbara Herden und ihren Sohn im Kofferraum seines Autos über die Transitautobahn nach Westdeutschland zu bringen. Barbara Herden schildert die angespannte Situation während der Flucht, die sie und ihren Sohn in große Gefahr brachte. In West-Berlin ließen sie sich im Notaufnahmelager Marienfelde registrieren und lebten dort drei Monate. Die ersten Monate waren geprägt von Unsicherheiten und der Herausforderung, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden.

Nach ihrer Ankunft in West-Berlin musste Barbara Herden viele bürokratische Hürden überwinden, um eine Wohnung und Arbeit zu finden. Sie erlebte Vorurteile gegenüber Ostdeutschen, was ihre Integration erschwerte. Dennoch fand sie schließlich eine Anstellung als Kindergärtnerin und konnte sich ein neues Leben aufbauen. Ihre Erfahrungen führten zu einem tiefen Verständnis für die Unterschiede zwischen Ost und West, und sie betont die Wichtigkeit, Menschen unabhängig von ihrer Herkunft zu begegnen.

Zum Zeitpunkt des Interviews wohnt Barbara Herden in Berlin.
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