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ZZ-0574
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Harry S. wurde 1938 in Berlin-Zehlendorf geboren und beschreibt seine Kindheit und Jugend in Ostberlin bis zum Mauerbau. Er erlebte als Kind die Gewalt des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Krieg besuchte er die Oberschule und wurde Zeuge der Brutalität, mit der das kommunistische Regime auf den Volksaufstand am 17. Juni 1953 reagierte, was seine Abneigung gegen das politische System der DDR verstärkte.

Nach der Oberschule absolvierte Harry S. eine Lehre als Elektromonteur in einem Glühlampenwerk und avancierte zu einem Spitzensportler im Radsport. Im April 1961 trat er aus dem Sportclub aus und begann als Grenzgänger eine Tätigkeit beim Tagesspiegel in Westberlin, wo er in der Druckerei arbeitete und Zeitungen auslieferte. Währenddessen lebte er weiterhin mit seiner schwangeren Frau in Ost-Berlin. Am 13. August 1961 erlebte er die Schließung der innerstädtischen Grenze von Ost-Berlin aus. Am Abend desselben Tages sprang er von einem Kran am Osthafen in die Spree und schwamm so hinüber nach West-Berlin. Er meldete sich einige Zeit später im Notaufnahmelager Marienfelde.

In West-Berlin lebte Harry S. zunächst bei seiner Schwester. Einen knappen Monat später gelang es ihm, auch seine Frau und ihr neugeborenes Kind, über eine undichte Stelle im Grenzzaun in der Kiefholzstraße, aus Ostberlin in den Westteil der Stadt zu holen. Aufgrund ihrer Flucht, war die in Ost-Berlin zurückgebliebene Verwandtschaft, verschiedenen Repressalien bis hin zu Haftstrafen ausgesetzt. Harry nutzte von da an seine Kenntnisse, um regelmäßig andere Menschen über undichte Stellen in der Grenzanlage nach West-Berlin zu bringen. Als er während des Auskundschaftens von Fluchtwegen in der Nähe vom Brandenburger Tor verhaftet und zu einer Grenztruppenkaserne abgeführt wird, gelingt es ihm sogar durch einen Sprung aus dem Fenster zu fliehen.

Zusammen mit anderen Fluchthelfern begann er ab 1962 damit Menschen über Fluchttunnel nach West-Berlin zu holen. Als ein Fluchtplan der Gruppe im März verraten wird, kommt einer der Fluchthelfer durch Schüsse des Festnahmekommandos an der Ost-Seite ums Leben. Harry S. wird von einem Spitzel verraten und am 14.11.1962 an einem Tunnelausgang bei Kleinmachnow von der Stasi überrascht. Im Zuge des nachfolgenden Schauprozesses, wurde gegen Harry S. eine lebenslange Haftstrafe verhängt. Er wurde zunächst in die Untersuchungshaftanstalt Hohenschönhausen überführt und schließlich in die Strafanstalt Brandenburg-Görden. Während dieser Zeit protestierte seine Frau, Rotraut S., öffentlich gegen seine Verhaftung und schrieb Briefe an wichtige politische Persönlichkeiten wie etwa Nikita Chruschtschow.

Nachdem Harry S. im September 1966 von der BRD freigekauft wurde, begann er ein neues Leben in West-Berlin. Er arbeitete in der Entschädigungsstelle des Senats und half, die Akten von politisch Verfolgten des NS-Regimes zu bearbeiten. Nach der Wiedervereinigung trafen Harry und Rotraut S. wieder auf ihre Verwandtschaft aus Ost-Berlin. Harry S. engagierte sich nachfolgend stark für die Aufarbeitung und Erinnerung an die deutsche Teilungsgeschichte.

Zum Zeitpunkt des Interviews leben Harry und Rotraut S. in Berlin.

[Dieser Text wurde mit Hilfe von KI generiert und redaktionell bearbeitet.]

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