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ZZ-0639
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Janina Manthey wurde 1965 in Neubrandenburg geboren und wuchs in einer linientreuen Familie in der DDR auf. Ihr Vater war hoher Offizier bei der NVA, während ihre Mutter als Finanzbuchhalterin arbeitete. Janina beschreibt ihre Kindheit als typisch für die DDR, geprägt von politischer Erziehung und Engagement in der FDJ. Nach der Scheidung ihrer Eltern erlebte sie eine liberalere Erziehung, die ihr half, eine eigene Meinung zu entwickeln. 1985 zog sie nach Ost-Berlin, wo sie zunehmend kritisch gegenüber dem DDR-Regime wurde.

Janina Manthey absolvierte eine Ausbildung zur Lebensmittelchemielaborantin und arbeitete bis Juli 1989 in einem Backwarenkombinat. Ihre Fluchtgedanken begannen in der Jugend, als sie die Einschränkungen der Reisefreiheit und die Lebensverhältnisse in anderen Ländern erlebte. Ein prägender Moment war eine Reise nach Moskau, wo sie die schlechten Lebensbedingungen der Menschen sah. In Berlin fand sie einen Freundeskreis, der ebenfalls mit dem Gedanken spielte, die DDR zu verlassen, was ihre eigenen Fluchtpläne weiter verstärkte.

Die konkreten Fluchtvorbereitungen begannen 1988, als Janina Manthey und ihr damaliger Freund einen Plan entwickelten, über Ungarn zu fliehen. Sie hatten ein westdeutsches Paar kennengelernt, dass ihnen bei der Flucht helfen wollte. Im Sommer 1989 reisten sie nach Ungarn, wo sie zunächst Urlaub machten, bevor sie versuchten, die Grenze zu überqueren. Nach mehreren gescheiterten Versuchen erfuhren sie von der Öffnung der Grenze am 19. August 1989 im Rahmen des Paneuropäischen Picknicks.

Es gelang ihnen allerdings erst am 22. August, bei einer Massenflucht mit 250 anderen DDR-Bürgerinnen und Bürgern, die Grenze zu überqueren. Sie erlebten eine chaotische Flucht, bei der sie von ungarischen Soldaten verfolgt wurden, aber letztendlich in Österreich ankamen. Dort wurden sie in einem Lager untergebracht, in dem der Malteser Hilfsdienst die Geflüchteten versorgte. Janina Manthey beschreibt die Ankunft in Österreich als überwältigend und die ersten Wochen als herausfordernd, da sie sich an die neue Umgebung und die westliche Lebensweise gewöhnen mussten.

Nach ihrer Ankunft in Österreich und der Registrierung kamen Janina Manthey und ihr damaliger Freund nach Stuttgart. 1990 zieht Janina Manthey nach Hamburg und baut sich in der Gastronomie eine neue Existenz auf. Sie reflektiert über die Unterschiede zwischen den beiden Systemen und den Herausforderungen, die mit der Integration in die westliche Gesellschaft verbunden waren.

Zum Zeitpunkt des Interviews lebt Janina Manthey in Berlin.
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