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Ida Kaiser, geboren 1946, wuchs in Westdeutschland in der Nähe von Hameln auf und erlebte die Nachkriegszeit als Flüchtlingskind. Ihre Eltern waren Russlanddeutsche, die während des Zweiten Weltkriegs vertrieben wurden. Diese Erfahrungen prägten ihre Kindheit und führten dazu, dass sie sich oft als „Flüchtlingskind zweiter Klasse“ fühlte. Trotz der Herausforderungen übernahm sie früh Verantwortung in ihrer Familie, da sie eine der ältesten von sechs Schwestern war. Mit 18 Jahren ging sie nach West-Berlin, um dort eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester zu machen.

Nach Ende ihrer Ausbildung 1967 arbeitete sie in der Universitätskinderklinik und erlebte die Herausforderungen des Berufslebens. Um ihre Karriere voranzutreiben, wechselte sie nach Bremen, wo sie in der Kinderchirurgie tätig war. Doch auch dort fühlte sie sich eingeschränkt und entschied sich, nach West-Berlin zurückzukehren, als das Klinikum Steglitz eine neue Abteilung eröffnete. Provisorisch war sie mit Kolleginnen im Notaufnahmelager in Marienfelde untergebracht, da das Schwesternwohnheim noch nicht fertiggestellt war. Trotz dieser Bedingungen war sie optimistisch und sah es als vorübergehende Lösung.

Im Notaufnahmelager hatte sie wenig Kontakt zu anderen Bewohnerinnen und Bewohnern, da sie sich auf ihre Arbeit konzentrierte. Nachdem ihr späterer Mann aus Bremen nach West-Berlin gezogen war, zog sie aus der Unterkunft im Notaufnahmelager aus. In den folgenden Jahren erlebte sie die Veränderungen in West-Berlin, insbesondere die Auswirkungen der Teilung und des Kalten Krieges. Sie reflektiert über ihre Kindheit und die Herausforderungen, die Geflüchtete damals und heute erleben, und darüber, wie wichtig es ist, Empathie für andere zu haben, die ähnliche Erfahrungen machen.

Ida Kaiser engagiert sich in der Marienfelder Nachbarschaftsinitiative, die sich um Geflüchtete kümmert, und unterstützt Familien aus Syrien und anderen Ländern. Diese Arbeit gab ihr die Möglichkeit, ihre eigenen Erfahrungen als Geflüchtete zu teilen. Sie betont die Bedeutung von Gemeinschaft und Nachbarschaftshilfe, um die Herausforderungen, die Geflüchtete heute erleben, zu bewältigen. Ihre eigene Geschichte motiviert sie, aktiv zu bleiben und sich für die Belange anderer einzusetzen.

Zum Zeitpunkt des Interviews wohnt Ida Kaiser in Berlin.
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