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Hartmut Richter wird 1948 im brandenburgischen Glindow als erster Sohn einer Obstbauernfamilie geboren. Im Alter von 13 Jahren erlebt er bei Verwandten im Berliner Wedding den Mauerbau am 13. August 1961. Über das Rote Kreuz wird er nach Ost-Berlin zurückgebracht und dort am Bahnhof Friedrichstraße von seiner Mutter in Empfang genommen.

1963 wird Hartmut Richter vom Internat verwiesen, nachdem er beim Hören des Westsenders RIAS erwischt wird. Ein Jahr später, 1964, wird er im Grenzgebiet bei Potsdam mit einem Freund aufgegriffen, während sie Fluchtmöglichkeiten erkunden. Ein weiteres Mal wird Hartmut Richter von der Stasi festgehalten, weil er lange Haare trägt, die ihm abgeschnitten werden.

Im Januar 1966 unternimmt Hartmut Richter einen Fluchtversuch über die Tschechoslowakei nach Österreich, wird jedoch vor der Grenze im Zug verhaftet. Er kommt in Potsdam in Untersuchungshaft und wird im Mai 1966 auf Bewährung verurteilt. Im August desselben Jahres gelingt ihm schließlich die Flucht, indem er durch den Teltowkanal nach West-Berlin schwimmt.

1971 wird er offiziell aus der DDR-Staatsbürgerschaft entlassen. Ab 1972 engagiert sich Hartmut Richter als Fluchthelfer und verhilft Freunden und Verwandten zur Flucht in den Westen. Im März 1975 wird er bei einem Fluchtversuch mit seiner Schwester im Kofferraum eines Autos festgenommen.

Nach einem Jahr in den Stasi-Gefängnissen Potsdam und Hohenschönhausen wird Hartmut Richter 1976 wegen "staatsfeindlichem Menschenhandel" zu 15 Jahren Haft verurteilt. Er verbringt seine Haftzeit in den Gefängnissen Rummelsburg und Bautzen II, die meiste Zeit in Einzelhaft. Im Oktober 1980 wird Hartmut Richter nach 5 Jahren und 7 Monaten von der Bundesrepublik freigekauft.

Nach seiner Freilassung bleibt Hartmut Richter politisch aktiv und beteiligt sich an verschiedenen Protestaktionen in West-Berlin, um auf das Unrecht in der DDR aufmerksam zu machen.

Zum Zeitpunkt des Interviews lebt Hartmut Richter in Berlin.
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